Warum sammeln so viele Menschen Gesteine und/oder Mineralien? Das Sammeln scheint uns angeboren zu sein, nicht umsonst sagen wir „Jäger und Sammler“. Bereits im Kindesalter nehmen wir Dinge mit, die uns spontan gefallen oder auch an etwas erinnern.
Doch was ist eigentlich so faszinierend an Mineralien?
Die Vielfalt der Mineralien
Die Mineralien sind sehr zahlreich. Als ich im Jahr 1997 als 8-jähriger in meine erste Enzyklopädie über „Mineralien und Edelsteine“ geschaut habe, da las ich den folgenden Satz: „Es existieren rund 3.000 verschiedenen Mineralien“.
Diese Zahl ist längst überholt. Ich lese seit über einen Jahrzehnt die Zeitschrift „Lapis“ und es werden jeden Monat neue Mineralien vorgestellt. Beim neuesten Update der IMA – CNMNC (IMA = International mineralogical association) im Juli 2023 führt die Datenbank 5.955 gültige Mineralien. Im Handbook of Mineralogy sind 5663 Mineralien gelistet, die IMA database of mineral properties/ Rruff project umfasst 5.955 Spezies.
Das ist nicht verwunderlich, denn das Periodensystem umfasst 118 chemische Elemente. Die Erde bietet also zahlreiche „Bausteine“ für die Bildung der Minerale. Außerdem werden die chemisch-mineralogischen Untersuchungsmethoden immer genauer. Es reichen geringste Probenmengen aus, um ein Mineral vollständig zu bestimmen.
Faszination an den Gaben der Natur
Viele Sammeln Mineralien aus reinem wissenschaftlichen Interesse und/oder auch, weil eine große Faszination vorliegt an den Schätzen der Natur. Damit verbunden taucht dann oft die Frage auf, wie die Mineralstufe entstanden ist?
Tatsächlich können uns Mineralien und Gesteine eine ganze Menge über ihre Entstehung verraten. Man denke dabei nur an typische Mineralgesellschaften (Paragenesen), die für Geologen wie ein offenes Buch sein können im Hinblick über ihren Entstehungsort mit typischen physikalischen und chemischen Rahmenbedingungen.
Oftmals reicht aber auch eine kurze Betrachtung, um die Entstehungsabfolge zu erkennen. Schauen Sie sich zum Beispiel die Stufe auf den folgenden Bild an. Es handelt sich um eine Verwachsung von Calcit mit Quarz vom Jalgaon District, Maharashtra, Indien. Wenn Sie das Bild nun links betrachten, dann sehen Sie dass die kleinen Quarzkriställchen auf einen Calcit-Skalenoeder aufgewachsen sind. Erst im Anschluss haben sich die bräunlichen, pseudokubischen Calcite gebildet.
Die Individualität einer Mineraliensammlung
Die großartige Vielfalt der Mineralien führt dazu, dass es viele Möglichkeiten zum Sammeln je nach den eigenen Vorlieben gibt. So kann sich jeder Sammler auf sein „Fachgebiet“ spezialisieren und eine individuelle Sammlung aufbauen. Gerade diese Individualität ist es oftmals, die den Wert einer Sammlung ausmacht.
Eine Spezialisierung schärft den Fokus und erleichtert es außerdem, in Sammlerkreisen bekannt zu werden. Allein der Quarz kommt in einigen interessanten Varietäten weltweit vor, bildet nicht selten spektakuläre Ausbildungen und ist aus diesem Grund auch ein sehr interessantes Sammlermineral.
Hier sollen einige Möglichkeiten aufgezählt werden, wie der Fokus bei einer Mineraliensammlung aussehen kann:
- Sammlungen können regional angelegt sein. Nicht wenige Sammler schwören auf Mineralien aus Namibia oder sogar von der Lagerstätte Tsumeb. Über 70 Mineralien wurden in Tsumeb erstbeschrieben
- Sammlung von Mineralien mit historischen Etiketten
- besondere Kristallformen
- Pseudomorphosen, Kristall-Zwillinge
- Micromounts
Mineralien und Reisen – die perfekte Symbiose?
Ein großer Vorteil des Mineraliensammelns ist es, dass dieses Hobby wunderbar mit Reisen verbunden werden kann. So kommen neue Exemplare in die Vitrine und bei Betrachtung dieser kommen einen auch Jahrzehnte später noch Erinnerungen an die Reise in den Sinn.
In meiner Sammlung steht ein Chrysokoll und wenn ich diesen betrachte, dann kommt die reine Nostalgie auf. Ich erinnere mich dann an die Zeit, als ich zum Austausch zwei Semester in Chile an der Universidad de Concepción studiert habe und die großartige Gelegenheit hatte, mit einigen Kollegen ein kleines Gebiet in der Atacamawüste zu kartieren. Dann kommen mir die fantastischen Sonnenuntergänge wieder in den Sinn und natürlich auch das Dosenbier, welches uns der Professor gnädigerweise gewährt hat. Ähnliche Erinnerungen kommen in mir hoch, wenn den Smaragd auf den folgenden Bild in der Vitrine betrachte.
Egal ob Namibia, Marokko, Spanien oder vielleicht Kolumbien. Mineralien kommen überall auf der Welt vor und so gibt es auch viele Möglichkeiten, das Hobby auszuleben. Dieses Hobby lässt sich einfach perfekt verbinden mit Wanderungen und Aufenthalten in der Natur.
Dekoration und Ästhetik
Ein immer größer werdender Anteil der Sammler achtet sehr auf den ästhetischen Eindruck der jeweiligen Mineralstufe. Mineralien sind schließlich schön, sie können uns faszinieren mit ihren Formen und Farben. Natürlich ist die Ästhetik auch sehr subjektiv, doch es gibt einige typische Faktoren:
- die physische Erscheinung (Form, Proportion)
- die Ausgewogenheit der Mineralstufe
- das gewisse Extra (unerwartete/seltene Formen oder Kristallflächen,…)
- Farbe und Kontrast
- der Charakter bzw. die Einzigartigkeit der Stufe
Manchmal ist das Sammeln in dieser Richtung sehr schnell auch eine Geld- und Kostenfrage. Mit etwas Geduld und einigen Fachwissen tun sich aber immer Möglichkeiten auf.
Nicht selten kommt ein spontanes Interesse auf, weil uns eine Mineralstufe gefällt. Dann fällt uns auf, dass die Amethystdruse wunderschön aussieht und auf den Bücherregal einfach toll aussehen würde. Gerade polierte Anschliffe sind oft ein echter Hingucker und können das eigene Zuhause verschönern.
Eine große Sammlergemeinschaft
Mineralien sammeln ist ein weltweit weit verbreitetes Hobby. Es finden regelmäßig Mineralien-Börsen in Europa und auch auf anderen Kontinenten statt. Aus diesem Grund gibt es eine sehr breite Community, um sich auszutauschen.
Ich selbst habe sehr wertvolle Kontakte bei der „Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie“ (Vfmg e.V.) sammeln können. Dazu kommen noch Kontakte über die Zeitschrift Lapis und natürlich bei Mineralienbörsen. Gerade auf Mineralienbörse lässt es sich wunderbar austauschen über die Faszination an Mineralien.
Spiritualität und Heilsteine
Viele interessieren sich vor allem aus spirituellen Gründen für Kristalle. Die Achtsamkeit und auch die Selbstfürsorge sind in den letzten Jahren stärker in das Bewusstsein der Allgemeinheit gerückt. Wir suchen nach Wegen, unser innerstes zu finden und uns auch einfach etwas Gutes zu tun.
Schon seit Zivilisationen werden Kristalle aufgrund ihrer Vollkommenheit und Schönheit geschätzt. Vielen Kristallen und Mineralien wird zudem eine Heilwirkung zugeschrieben. Ein Smaragd unter der Zunge soll zum Beispiel dabei helfen, Lügen zu erkennen und der Hämatit (“Blutstein”) erhöht wohl die Regenerationsfähigkeit unseres Körpers.
Mineralien als Geldanlage?
Ich wurde schon einmal gefragt, ob es klug wäre in Mineralien zu investieren. Eines vorneweg – ich persönliche sammle keine Mineralien um Geld zu investieren.
Sicher ist, dass der Wert bei Mineralien über lange Zeit oft konstant bleibt und dass kein dramatischer Werteverfall vorliegt wie zum Beispiel bei einen Auto. Ich spreche hier aber nicht von sogenannten Belegstücken, sondern von Topstufen. Gerade bei Stufen von erloschenen Fundorten steigt der Wert oft immens.
Für diesen Weg des Investierens eignen sich also am ehesten nur erstklassige Stufen oder extrem seltene, exotische Mineralien. Kluges Investieren in Mineralien will aber gelernt sein und erfordert auch Erfahrung. Neulingen rate ich dazu, die Finger von dieser Alternative zu lassen.
Warum sammeln Sie eigentlich Mineralien? Schreiben Sie doch einen Kommentar über Ihre Motivation zum Sammeln.